Türkensteuer
Seit dem Fall Konstantinopels im Jahre 1453 wurden die westwärts vorstoßenden türkischen Heere zu einer
ständigen Bedrohung für die Herrscher Europas und damit des Heiligen Römischen
Reiches. Nahezu im gesamten 16. und 17. Jahrhundert war diese Bedrohung
präsent.
Die Reichstürkenhilfe stellte eine
Reaktion auf diese Lage dar. Das geschah entweder durch Geld oder durch
Entsendung von Truppenkontingenten im Falle einer akuten Bedrohung der
Reichsgrenzen. Zu diesem Zwecke wurde auch von der Bevölkerung eine
„Türkensteuer“ erhoben, um die Türkenkriege zu finanzieren. Die Reichsstände
wiederum waren es, die die Türkensteuern von der Bevölkerung einzogen. Die
Reichstürkenhilfe war keineswegs eine feste Einrichtung, sondern unterlag
ständig Änderungen. Dies lag zum einen an den dauernd wechselnden politischen
Veränderungen zum anderen an der Beschaffenheit der Hilfe an sich.
Zur Ermittlung und Erhebung der
Sonderabgabe wurde die „Türkensteuerliste“ geschaffen, in der das Türkengeld
eingetragen wurde. Erstmals erfolgte die Ausschreibung am 10. März 1481 und unterlag
der Verwendung durch die Reichsstände, denn es sollte "nur mit Rat und
Wissen derer, so von den Landen hierzu geordnet, ausgegeben und gebrauchet
werden."
Es war eine allgemeine Vermögens- und
Kopfsteuer, welche zur Deckung der Kosten einer dem Kaiser Friedrich III. gegen die "ungläubigen
Türken" zu leistenden bewaffneten Hilfe erhoben wurde.
Die Aufstellung der nächsten
Reichstürkenhilfe ging auf den Wormser
Reichsmatrikel
von 1521 zurück.
Dieser Matrikel wurde zum bevorstehenden Romzug Kaiser Karl V. erstellt. Es kam auch zur Unterstützung des Reiches für
Staaten, die außerhalb des Reiches lagen, jedoch durch ihre geographische Lage
für das Reich eine Art „Pufferzone“ bedeuteten. Dazu zählte u.a. Ungarn und die italienischen Seerepubliken Venedig und Dalmatien. Dennoch
gelang es den Türken diese größtenteils zu besetzen.
Seit der Niederlage der Türken vor Wien im Jahre 1683 in der Schlacht am Kahlenberg blieben diese zwar in Europa zunächst präsent, wurden im Laufe der folgenden beiden
Jahrhunderte aber weitgehend verdrängt, unter anderem durch die russische
Südexpansion.
Bedeutung hat die Türkensteuer auch für Historiker, Genealogen und Chronisten, da die aufgestellten Steuerlisten in vielen Fällen den ersten Nachweis von Einwohnerzahlen für Gemeinden bilden.